In den Klassen saßen damals über 40 Kinder, es konnten auch schon mal über 50 sein.
Manche Mädchen und Buben besuchten 8 Jahre die Volksschule, weil es in den kleineren Ortschaften nur diese Möglichkeit gab. Dort saßen in einer Klasse alle Schüler von der 1. bis zur 8. Schulstufe. Kinder, die besser lernten, nahmen den Weg in die nächstgelegene Bürgerschule in Kauf.
So marschierte Lois Schiferl ab seinem 10. Lebensjahr täglich den Bach entlang nach Haugsdorf. Blieben andere bei Regenwetter und Schnee zu Hause, meinte sein Vater nur: „An Buam derf so wos nit genieren.“ Normalerweise benötigte der kleine Lois eine Stunde für seinen Schulweg, der Marsch über die hochbeschneiten Wege konnte schon über zwei Stunden in Anspruch nehmen.
Hauptschule
Ab September 1927 wurde aus der Bürgerschule die Hauptschule. Dorthin gingen Kinder auch von den benachbarten Dörfern, wenn sie gut lernten und den längeren Schulweg auf sich nahmen. Sie kamen mit dem Rad oder mit dem Zug nach Haugsdorf. Die anderen blieben in den örtlichen Volksschulen, konnten aber in der Hauptschule eine Abschlussklasse besuchen, in der die 5., 6., 7. und 8. Schulstufe vertreten war.
Ein halbjüdisches Mädchen aus Haugsdorf durfte nicht in die Hauptschule gehen und musste diese Abschlussklasse besuchen. Obwohl sie eine ausgezeichnete Schülerin war, bekam sie dort nur „Zweier“ ins Zeugnis, denn ein „Sehr gut“ durfte sie nicht bekommen.
Gleich nach dem 2. Weltkrieg gab es einen Lehrermangel, denn Lehrer, die der Nationalsozialistischen Partei angehörten, durften nicht unterrichten. Einige mussten sogar ins Lager nach Hollabrunn. So wurde ein Teil der Schüler am Vormittag und der andere am Nachmittag unterrichtet.
In Jetzelsdorf hielt diese Einteilung länger an, weil in der Schule die Räumlichkeiten für alle fehlten.
Einheizen in der Schule
Im Gebäude der früheren „Kaiser-Jubiläums-Volks- und Bürgerschule“ gibt es in jeder Klasse eine Nische, in der damals der Ofen stand. Der Schulwart, Herr Berhard, heizte am Morgen in allen Klassen ein, musste aber im Lauf des Vormittags nachlegen kommen. Das war für die Schülerinnen und Schüler eine angenehme Unterbrechung des Unterrichts. Einige können sich auch noch erinnern, dass sie als Buben die Kohlenkübel aus dem Keller der Schule heraufholen mussten. Später gab es einen Aufzug im Mädchenklo, mit dem die Kohlen in die oberen Stockwerke transportiert wurden.
In der Kriegszeit nahmen die Kinder selbst Holzscheite zum Heizen mit. Frau Direktorin Trunk meint, dass damals so ziemlich „alles“ verheizt wurde, fehlen doch an alten Klassenbüchern aus der Zeit vor 1900 die „Pappendeckel“.
Die Semesterferien, wie wir sie heute kennen, wurden erst im Februar 1974 wegen der Ölkrise als sogenannte „Energieferien“ in Österreich eingeführt. Da fast alle Schulen damals mit Öl heizten, wurde dieses in der freien Woche gespart. In den Jahren davor gab es nach der Verteilung der Schulnachrichten nur zwei freie Tage (Montag und Dienstag), bevor das 2. Halbjahr startete.
Wandertag und Schulausflüge
Zur Tradition der Volks- und Hauptschule gehörten die Ausflüge in den Spitzwald. Dort wurde der Wettkampf „Würstelspringen“ abgehalten. Auf einer Schnur wurden Knackwürste aufgehängt, und man versuchte hinaufzuspringen und von der Wurst abzubeißen.
Die ersten und zweiten Klassen der Volksschule marschierten zum Jagdmuseum Fenz in Jetzelsdorf. Nach Besichtigung der ausgestopften Tiere wurden im Garten Wettspiele veranstaltet.
Ein damaliger Schüler erzählte von einer Wanderung auf den Schlossberg, wo der Schlosskeller besichtigt wurde. Beim Heimweg fiel der Lehrerin Frau Mohr auf, dass die Buben recht lustig drauf waren. Da stellte sich heraus, dass sie von ihren Eltern einen Haustrunk als Durstlöscher mitbekommen hatten. Mineralwasser gab es nicht und das Brunnenwasser war auch nicht wirklich zum Trinken geeignet.